11.10.17 |TATORT Kurdistan Café im Oktober | Gentrifizierung auf Türkisch

Gentrifizierung auf Türkisch
– Kriegsverbrechen vor den Augen der Weltöffentlichkeit

Seit dem Sommer 2015 führt der türkische Staat wieder einen offenen Krieg gegen die Bevölkerung von Nordkurdistan. Seine Kriegspraktiken schließt die Zerstörung von Lebensgrundlagen auch in urbanen Gebieten ein und setzt zielgerichtet Umweltzerstörung gegen die widerständige Bevölkerung ein.

– Der türkische Staat hat temporäre bewaffnete Auseinandersetzungen zum Anlass genommen, ganze Stadtteile systematisch zu zerstören, darunter die 7000 Jahre alte Festung von Amed, welche UNESCO Weltkulturerbestätte ist. In zwei Fällen wurden sogar ganze Stadtteile dem Erdboden gleichgemacht. Das UN-Kommissariat für Menschenrechte hat diese Kriegsverbrechen offen benannt. Mit neuen teuren Wohnquartieren soll die politisch aktive und oft ärmere Bevölkerung dauerhaft vertrieben werden.

– Im dritten Sommer in Folge werden Waldgebiete in Brand gesteckt und die Lebensgrundlagen der Einwohner zerstört. Menschen werden an der Löschung der Brände gehindert. Dies ist eine Form der Vertreibung von Menschen.

– Der Bau von Talsperren wird rasant vorangetrieben. Ganze Flusstäler sollen geflutet werden, um Menschen in die Städte zu vertreiben und die Bewegungsmöglichkeiten der kurdischen Guerilla einzuschränken. Das bekannteste Beispiel ist der seit 20 Jahre umstrittene Ilisu-Staudamm, der das Tigristal und den 12.000 Jahren alten Ort Hasankeyf fluten soll.

Die türkische Regierung geht mit einer menschenverachtenden Systematik vor und setzt alle ihr zur Verfügung stehenden Mittel ein, um den Widerstand der Menschen zu brechen und die kurdische Freiheitsbewegung zu zerschlagen. Aber die gewachsenen, organisierten Strukturen in den umkämpften Gebieten, den Stadtvierteln, den verschiedenen zivilen Bewegungen, leisten trotz der starken Repression Widerstand und geben Beispiele für eine internationale Zusammenarbeit und für internationalistischen Protest.

Ercan Ayboga arbeitete bis 2016 in der Stadtverwaltung von Amed.
Er ist Mitglied der Ökologiebewegung Mesopotamiens
und wird über die Entwicklung in Nordkurdistan berichten

Mittwoch, 11. Oktober, 18:30 Uhr
im TATORT Kurdistan Cafe
Centro Sociale
,
Sternstraße 2, gegenüber U3 Feldstraße
ab 18 Uhr Essen